Religiöse Elemente durchziehen die Kulisse der meisten Reiseziele. Da sich Kulturen aus Religionen entwickelt haben, gibt es noch heute Schnittstellen zwischen Religion und modernem Tourismus. Neben spirituellen Reisen sowie klassischen Wallfahrten und Pilgerreisen sind es heute besonders Sakralbauten und andere heilige Stätten, die im Tourismus eine relevante Rolle spielen, da sie zunehmend die Funktion einer Touristenattraktion einnehmen. Durch die Popularität vieler religiöser UNESCO-Welterbestätten bekommen diese Orte einen touristischen Zuwachs und sind wirtschaftlich teilweise von dem neu entstandenen Markt abhängig.
Die Aktualität der Thematik wird in der Arbeit anhand folgender unterschiedlicher Reisearten dargestellt, welche aus religiösen Aspekten unternommen werden oder die während des Reisens mit Religion in Berührung kommen. Damit wird erklärt, dass einerseits Tourismus ein wichtiger Bestandteil des modernen Lebens ist und weiterhin bleiben wird, andererseits jedoch auch religiös-motivierte Reisen seit den letzten Jahren stetig zunehmen und die Tourismusbranche neben den Reisearten des Massentourismus auf religiöse Nachfrage und Ereignisse ökonomisch angewiesen ist. Es wird aufgezeigt, dass Menschen nicht religiös sein müssen, um durch ihre Bedürfnisse, die Nachfrage und das Handeln einen touristischen Bedarf an Religion entstehen zu lassen. Anhand des Angebots auf dem touristischen Markt lässt sich erkennen, dass es durchzogen ist von religiösen Ereignissen, Gruppen und Orten, es zudem gerne von Reisenden mit den unterschiedlichsten Reisemotiven genutzt wird und somit nicht nur an den tatsächlichen Glauben an Gott und das Heilige gebunden ist, um weiterhin Bestand zu haben.
Religiös geprägter Tourismus beinhaltet zum einen spirituelle Reisen. Spiritualität ist eine vom Glauben getragene Orientierung und Lebensform und steht stets in einer direkten geistigen Verbindung zum Jenseits, der Unendlichkeit oder der Transzendenz, der grenzüberschreitenden Erfahrung im geistigen Sinne. Sie steht im Gegensatz zur materialistischen Weltanschauung und beschäftigt sich im weitesten Sinne mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, das heißt mit der eigenen Existenz und Selbstfindung im Leben, was eine Veränderung der Denkweise und des Glaubens mit sich führt. Selbsttranszendenz durch eine religiös-orientierte Form der Spiritualität wird in sakral-geprägtem Umfeld empfunden und erlebt. Hier werden Eindrücke geschaffen, welche das Vorstellungsvermögen und die gewohnte alltägliche Wahrnehmung übersteigen und eine übersinnliche Erfahrung kreieren. Um hierfür eine nicht-alltägliche Atmosphäre zu schaffen, ist es meist notwendig, sich an einem Ort außerhalb des gewohnten Umfeldes aufzuhalten. Viele Menschen entscheiden sich zwecks der geistlichen und theologischen Begleitung für eine spirituelle Reise, die von Reiseveranstaltern an einen bestimmten Zielort führt. Einer der wohl bekanntesten spirituell touristischen Orte ist der Uluru, auch bekannt als Ayers Rock in Australien, wo jährlich rund 400.000 Touristen spirituelle Erfahrungen sammeln und durch ihre Nachfrage sogar eine eigens errichtete Touristenstadt entstehen ließen.
An der touristischen Beliebtheitsskala klettern nun auch vermehrt Pilgerreisen nach oben.
Pilgerreisen gelten als Vorläufer des modernen Tourismus und dienen heute wie damals zum Selbstzweck. Pilger suchen in der Fremde ihr Heil und setzen sich mit der Religion und der Kommunikation mit sich selbst auseinander, indem persönliche Erfahrungen und Weltanschauungen geprüft werden. Seit der Veröffentlichung von Büchern prominenter Persönlichkeiten begeben sich zunehmend auch kulturell interessierte Touristen auf die Weg-orientierte Pilgerreise.
Auf dem Reisemarkt werden Pilgerreisen meist mit Studien- und Bildungsreisen verbunden, um Kultur, Religion und Geschichte attraktiv vermarkten zu können. Besonders der weltberühmte Camino Francés, der beliebteste Pilgerweg, der nach Santiago de Compostela führt und umgangssprachlich als Jakobsweg verallgemeinert wird, ist für den Tourismus relevant, da er von Spanien durch einen Dreijahresplan zur Förderung des Tourismus explizit ausgewählt und unterstützt wurde.
Wallfahrten ähneln Pilgerreisen insofern, dass sie ursprünglich aus rein religiösen Motiven unternommen wurden, mittlerweile jedoch für die Tourismuswirtschaft eine bedeutende Rolle spielen. Sie sind Ziel-orientierte Reisen und finden nur zu bestimmten Terminen im Jahr statt. Dadurch kommt es jedoch zur Vermassung der Wallfahrt und der Massenansturm auf kleinere Orte belastet das lokale Ökosystem, welches sich in manchen Fällen nicht mehr regenerieren kann.
Die weltweit bekannteste Wallfahrt führt nach Mekka, wo sie das größte touristische Ereignis darstellt und die saudi-arabische Regierung als weltgrößter Tourismusunternehmer fungiert. Dieses Ausmaß an Leistungsfähigkeit stößt an seine Grenzen, weshalb es einer ausgefeilten Organisation bedarf. Mittlerweile haben sich auch mehrere Reiseveranstalter auf diese Wallfahrt spezialisiert und unterstützen wirtschaftlich dieses religiöse Schauspiel.
Konträr dazu entwickelt sich Religion jedoch auch als Touristenattraktion, wobei besonders Sakralbauten eine hohe Anziehungskraft auf Touristen ausüben. Religiöse Rituale, heilige Stätten und Bauten fremder Kulturen werden bereits in Reiseführern als Sehenswürdigkeit angepriesen und entwickeln sich so zu einer touristischen Ressource. Kirchen und Dome zählen mittlerweile zu jeder durchgeführten Stadtbesichtigung und haben sich auf jedem Stadtplan etabliert. Religiöse Touristenattraktionen sind auf dem Tourismusmarkt jedoch nicht einfach gegeben; sie wurden ursprünglich aus religiösen Gründen konstruiert und aus touristischen Anlässen an die breite Masse bedarfsgerecht über Hinweisschilder oder Kataloge vertrieben. Dadurch entstehen aus religiösen Bauten stellvertretende Wahrzeichen für Städte und Länder, die sich nun weltweit touristisch eingeprägt haben. Dieser Bekanntheitsgrad wird von der Tourismusbranche genutzt und gezielt durch die Abbildung religiöser Motive auf Ansichtskarten und Souvenirs an Reisende vermarktet.
Antonia Perthold schreibt dazu
Religion als touristischer Bedarf
Religiöse Elemente durchziehen die Kulisse der meisten Reiseziele. Da sich Kulturen aus Religionen entwickelt haben, gibt es noch heute Schnittstellen zwischen Religion und modernem Tourismus. Neben spirituellen Reisen sowie klassischen Wallfahrten und Pilgerreisen sind es heute besonders Sakralbauten und andere heilige Stätten, die im Tourismus eine relevante Rolle spielen, da sie zunehmend die Funktion einer Touristenattraktion einnehmen. Durch die Popularität vieler religiöser UNESCO-Welterbestätten bekommen diese Orte einen touristischen Zuwachs und sind wirtschaftlich teilweise von dem neu entstandenen Markt abhängig.
Die Aktualität der Thematik wird in der Arbeit anhand folgender unterschiedlicher Reisearten dargestellt, welche aus religiösen Aspekten unternommen werden oder die während des Reisens mit Religion in Berührung kommen. Damit wird erklärt, dass einerseits Tourismus ein wichtiger Bestandteil des modernen Lebens ist und weiterhin bleiben wird, andererseits jedoch auch religiös-motivierte Reisen seit den letzten Jahren stetig zunehmen und die Tourismusbranche neben den Reisearten des Massentourismus auf religiöse Nachfrage und Ereignisse ökonomisch angewiesen ist. Es wird aufgezeigt, dass Menschen nicht religiös sein müssen, um durch ihre Bedürfnisse, die Nachfrage und das Handeln einen touristischen Bedarf an Religion entstehen zu lassen. Anhand des Angebots auf dem touristischen Markt lässt sich erkennen, dass es durchzogen ist von religiösen Ereignissen, Gruppen und Orten, es zudem gerne von Reisenden mit den unterschiedlichsten Reisemotiven genutzt wird und somit nicht nur an den tatsächlichen Glauben an Gott und das Heilige gebunden ist, um weiterhin Bestand zu haben.
Religiös geprägter Tourismus beinhaltet zum einen spirituelle Reisen. Spiritualität ist eine vom Glauben getragene Orientierung und Lebensform und steht stets in einer direkten geistigen Verbindung zum Jenseits, der Unendlichkeit oder der Transzendenz, der grenzüberschreitenden Erfahrung im geistigen Sinne. Sie steht im Gegensatz zur materialistischen Weltanschauung und beschäftigt sich im weitesten Sinne mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, das heißt mit der eigenen Existenz und Selbstfindung im Leben, was eine Veränderung der Denkweise und des Glaubens mit sich führt. Selbsttranszendenz durch eine religiös-orientierte Form der Spiritualität wird in sakral-geprägtem Umfeld empfunden und erlebt. Hier werden Eindrücke geschaffen, welche das Vorstellungsvermögen und die gewohnte alltägliche Wahrnehmung übersteigen und eine übersinnliche Erfahrung kreieren. Um hierfür eine nicht-alltägliche Atmosphäre zu schaffen, ist es meist notwendig, sich an einem Ort außerhalb des gewohnten Umfeldes aufzuhalten. Viele Menschen entscheiden sich zwecks der geistlichen und theologischen Begleitung für eine spirituelle Reise, die von Reiseveranstaltern an einen bestimmten Zielort führt. Einer der wohl bekanntesten spirituell touristischen Orte ist der Uluru, auch bekannt als Ayers Rock in Australien, wo jährlich rund 400.000 Touristen spirituelle Erfahrungen sammeln und durch ihre Nachfrage sogar eine eigens errichtete Touristenstadt entstehen ließen.
An der touristischen Beliebtheitsskala klettern nun auch vermehrt Pilgerreisen nach oben.
Pilgerreisen gelten als Vorläufer des modernen Tourismus und dienen heute wie damals zum Selbstzweck. Pilger suchen in der Fremde ihr Heil und setzen sich mit der Religion und der Kommunikation mit sich selbst auseinander, indem persönliche Erfahrungen und Weltanschauungen geprüft werden. Seit der Veröffentlichung von Büchern prominenter Persönlichkeiten begeben sich zunehmend auch kulturell interessierte Touristen auf die Weg-orientierte Pilgerreise.
Auf dem Reisemarkt werden Pilgerreisen meist mit Studien- und Bildungsreisen verbunden, um Kultur, Religion und Geschichte attraktiv vermarkten zu können. Besonders der weltberühmte Camino Francés, der beliebteste Pilgerweg, der nach Santiago de Compostela führt und umgangssprachlich als Jakobsweg verallgemeinert wird, ist für den Tourismus relevant, da er von Spanien durch einen Dreijahresplan zur Förderung des Tourismus explizit ausgewählt und unterstützt wurde.
Wallfahrten ähneln Pilgerreisen insofern, dass sie ursprünglich aus rein religiösen Motiven unternommen wurden, mittlerweile jedoch für die Tourismuswirtschaft eine bedeutende Rolle spielen. Sie sind Ziel-orientierte Reisen und finden nur zu bestimmten Terminen im Jahr statt. Dadurch kommt es jedoch zur Vermassung der Wallfahrt und der Massenansturm auf kleinere Orte belastet das lokale Ökosystem, welches sich in manchen Fällen nicht mehr regenerieren kann.
Die weltweit bekannteste Wallfahrt führt nach Mekka, wo sie das größte touristische Ereignis darstellt und die saudi-arabische Regierung als weltgrößter Tourismusunternehmer fungiert. Dieses Ausmaß an Leistungsfähigkeit stößt an seine Grenzen, weshalb es einer ausgefeilten Organisation bedarf. Mittlerweile haben sich auch mehrere Reiseveranstalter auf diese Wallfahrt spezialisiert und unterstützen wirtschaftlich dieses religiöse Schauspiel.
Konträr dazu entwickelt sich Religion jedoch auch als Touristenattraktion, wobei besonders Sakralbauten eine hohe Anziehungskraft auf Touristen ausüben. Religiöse Rituale, heilige Stätten und Bauten fremder Kulturen werden bereits in Reiseführern als Sehenswürdigkeit angepriesen und entwickeln sich so zu einer touristischen Ressource. Kirchen und Dome zählen mittlerweile zu jeder durchgeführten Stadtbesichtigung und haben sich auf jedem Stadtplan etabliert. Religiöse Touristenattraktionen sind auf dem Tourismusmarkt jedoch nicht einfach gegeben; sie wurden ursprünglich aus religiösen Gründen konstruiert und aus touristischen Anlässen an die breite Masse bedarfsgerecht über Hinweisschilder oder Kataloge vertrieben. Dadurch entstehen aus religiösen Bauten stellvertretende Wahrzeichen für Städte und Länder, die sich nun weltweit touristisch eingeprägt haben. Dieser Bekanntheitsgrad wird von der Tourismusbranche genutzt und gezielt durch die Abbildung religiöser Motive auf Ansichtskarten und Souvenirs an Reisende vermarktet.